Throughout history, resistance to violence, sadism and cruelty has comparatively rarely taken the form of open rebellion. Whether in the transatlantic slave trade or at the Nazi concentration camps, when faced with a lack of options for action, fear of death and disenfranchisement, the only way to escape the grip of those in power was often seen in flight, sabotage, but also in abortion, infanticide, hunger strikes, self-mutilation and suicide. Iris Därmann outlines the history of violence of human service and enslavement and interweaves it with body politics and forms of resistance of 'unserviceability'. In doing so, she sheds particular light on the role of European political philosophy as a procurer of legitimacy for transatlantic enslavement and the killing of European Jews. The result is not only a bloody counter-history to the other master narratives of Western thought, but also a panorama of horror that even in moments of attempted self-liberation touches the limits of the endurable, but which we must keep in mind if we want to understand the foundations on which our civilisation is based.
Widerstand gegen Gewalt, Sadismus und Grausamkeit äußerte sich in der Geschichte vergleichsweise selten in Form offener Rebellion. Sei es im transatlantischen Sklavenhandel, sei es in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, angesichts fehlender Handlungsmöglichkeiten, Todesangst und Entrechtung bestand der einzige Ausweg oftmals darin, sich dem Zugriff der Gewalthaber durch Flucht, Sabotage, aber auch durch Abtreibung, Kindstötung, Hungerstreik, Selbstverstümmelung und Suizid zu entziehen. Iris Därmann umreißt die Gewaltgeschichte menschlicher Dienstbarmachung und Versklavung und verschränkt sie mit Körperpolitiken und Widerstandsformen der Undienlichkeit. Dabei beleuchtet sie insbesondere die Rolle der europäischen politischen Philosophie als Legitimitätsbeschafferin der transatlantischen Versklavung und der Vernichtung der europäischen Juden. So entsteht nicht nur eine blutige Gegengeschichte zu den sonstigen Meistererzählungen des abendländischen Denkens, sondern auch ein Panorama des Schreckens, das selbst noch in den Momenten versuchter Selbstbefreiung an die Grenzen des Aushaltbaren rührt, das wir uns aber vor Augen führen müssen, wenn wir verstehen wollen, auf welchen Fundamenten unsere Zivilisation auch fußt.
(Klappentext Undienlichkeit, Gewaltgeschichte und Politische Philosophie, Matthes und Seitz, Berlin 2020)